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Lebensweise und Bedeutung
Die bei uns heimischen Aphibien gehören zu den beiden Gruppen "Froschlurche" (links Grasfrosch) "Schwanzlurche" (rechts der Alpensalamander).
Amphibien oder auch Lurche genannt, sind in vielerlei Hinsicht faszinierend. Der Name "Amphibien" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "doppelt lebend" – dies ist nämlich ihre Lebensweise: Sie sind Tiere, die sowohl im Wasser als auch an Land leben können. Viele Amphibien, so wie zum Beispiel Frösche, leben zuerst als Kaulquappen im Wasser und im Erwachsenenalter als Frosch teilweise an Land.
Viele Amphibien sind an Lebensräume mit hoher Luftfeuchte angewiesen, da ihre Haut dünn und feucht ist (Kröten dagegen haben eine trockene, warzige und eher ledrige Haut). In trockenen Gebieten
würden sie leicht austrocknen. Amphibien leben daher in einer Vielzahl von Lebensräumen in der Nähe oder im Wasser wie in Bächen, Teichen, Gräben, Mooren, Sümpfen und Wäldern.
Die allermeisten Amphibien müssen zur Fortpflanzung das Wasser aufsuchen und dort ihre Eier ablegen. Die sich im Wasser entwickelnden Larven, die bei Froschlurchen Kaulquappen genannt werden,
atmen zunächst mit Außenkiemen. Erst nach einiger Zeit tritt eine Metamorphose (=Verwandlung) ein, in der sie sich zum lungenatmenden Tier umformen, welches das Gewässer verlassen kann.
Die heute noch lebenden rund 8.700 Amphibien werden in drei Ordnungen eingeteilt:
• Froschlurche (ca. 7.700): Frösche, Kröten und Unken
• Schwanzlurche (ca. 820): Molche und Salamander, Olme (auch Grottenolme und der Axolotl)
• Schleichenlurche (ca. 220): Blindwühlen, Ringelwühlen (wurmartige Tiere, die nicht in Deutschland
vorkommen)
Die Lebensweise und das Verhalten der verschiedenen Amphibien sind ziemlich unterschiedlich. Im Larvenstadium bzw. als Kaulquappe ernähren sich die meisten Amphibien von Pflanzen. Doch nach der Metamorphose sind Frösche, Salamander und Co. fast ausschließlich Fleischfresser und ernähren sich von Insekten, Würmern und kleinen Tieren.
Etliche Amphibien sind nachtaktiv, um sich so vor Fressfeinden zu schützen und um Wasserverluste über ihre feuchte Haut zu reduzieren.
Eine Besonderheit der Amphibien ist ihre feuchte, dünne und durchlässige Haut. Die Haut von Reptilien dagegen, die komplett ans Landleben angepasst sind, ist stark verhornt und mit Schuppen bedeckt – dadurch verlieren Reptilien kaum Wasser über ihre Haut.
Amphibien halten ihre Haut immer feucht, indem sie permanent Schleim absondern. Amphibien nehmen Wasser über ihre Haut auf - sie müssen deswegen nicht trinken. Die Lungen der Frösche, Kröten und
Unken sind einfach gebaut – dies ist auch ein Grund dafür, dass Amphibien über ihre Haut „atmen“ und ihren Sauerstoffbedarf decken. Aber auch die Kaulquappen können zusätzlich zur
Kiemenatmung Sauerstoff im Wasser über ihre Haut aufnehmen!
Die Haut der erwachsenen Amphibien ist außerdem mit Drüsen bedeckt, die Gifte (Toxine) produzieren, um Raubtiere abzuschrecken. Das Drüsensekret wirkt in der Regel aber auch gut gegen Pilze und
Bakterien, um so die feuchte Haut vor Infektionen zu schützen.
Giftige Amphibien haben oft eine auffällige Färbung wie zum Beispiel die heimischen Feuersalamander oder auch die nicht-heimischen Pfeilgiftfrösche (siehe Bildergalerie), deren Toxine einen
ausgewachsenen Menschen töten können.
Übrigens: Der giftigste Pfeilgiftfrosch ist der Schreckliche Pfeilgiftfrosch (Phyllobates terribilis). Er ist eines der giftigsten Tiere der Welt - die Giftmenge eines
Phyllobates terribilis reicht aus, um 10 erwachsene Menschen zu töten. Sein Gift wurde und wird immer noch von indigenen Stämmen für ihre Blasrohrpfeile genutzt.
Aber ob Hautatmung, Schutzmantel oder Giftabsonderung über Drüsen – die Haut der Amphibien ist ein Wunderwerk der Natur und deren wichtigstes Organ.
Links der Erdbeerfrosch (Oophaga pumilio), dessen Beine aussehen, als ob er Jeans anhat. Rechts der „schreckliche Pfeilgiftfrosch“ (Phyllobates terribilis), der eines der giftigsten Tiere der Welt ist. Das Hautgift eines Tieres kann bis zu 10 Menschen töten.
Die erwachsenen Lurche sind Nahrung vieler Säugetiere, Vögel und Reptilien. Abgesehen von ihren teilweise sehr wirksamen Hautgiften verfügen Lurche kaum über aktive Verteidigungsstrategien wie etwa scharfe Zähne oder Krallen. Oft vertrauen sie auf Tarnung, Verbergen oder Flucht (Wegspringen).
Ein recht neue Gefahr geht für Amphibien von Waschbären aus. Sie sehen zwar putzig aus, sind aber nicht heimisch und verbreiten sich immer mehr. Und sie töten und fressen viele Amphibien und können dadurch einer Studie zufolge sogar einheimische Arten gefährden.
Laich und Larven im Wasser werden von räuberischen Insektenlarven, von Fischen und Wasservögeln, aber auch von anderen Amphibien gefressen. Aus diesem Grund müssen Amphibien für eine sehr große
Nachkommenschaft sorgen, denn nur aus einem winzigen Bruchteil der produzierten Eier und Larven werden später geschlechtsreife Erwachsene.
Viele heimische Amphibien legen mehrere tausend Eier; einer der Spitzenreiter dürfte der Nordamerikanische Ochsenfrosch sein, dessen Laichballen 10.000 bis 25.000 Eier enthalten sollen.
Grau- und Silberreiher, Störche und viele andere Tiere jagen Amphibien.
Die Fortpflanzung der Amphibien variiert stark. Männliche Froschlurche locken Weibchen durch Rufe, Knurren oder Klopfen an, oft schon während ihrer Wanderungen. Normalerweise umklammert das Männchen das Weibchen hinter den Vordergliedmaßen, um sicherzustellen, dass viele Eier befruchtet werden.
Männchen vieler Froschlurche nutzen verschiedene Lautäußerungen, um ihr Revier abzugrenzen und Weibchen anzulocken. Diese Rufe erzeugen sie durch Schallblasen, ihren Kehlkopf und die Lungen.
Einige Schwanzlurche zeigen auffällige Farben und einen Rückenkamm, um Weibchen zu beeindrucken. Zusätzlich unterstützen Duftstoffe, sogenannte Pheromone, sie bei der Partnerwahl.
Bei Froschlurchen erfolgt die Befruchtung meist außerhalb des Mutterleibes, während Schwanzlurche hauptsächlich eine indirekte innere Besamung und Befruchtung praktizieren.
Feuersalamander entwickeln ihre Eier im Mutterleib und entlassen schlupfreife Larven ins Wasser. Alpensalamander bringen alle zwei Jahre ein bis zwei voll entwickelte Junge zur Welt.
Die Eihülle quillt nach der Befruchtung zu einer Gallertmasse auf, die vor Infektionen, mechanischen Einflüssen und kurzzeitig vor Austrocknung schützt. Je nach Art werden die Eier entweder in
Klumpen oder Schnüren ins Wasser abgelegt oder an Pflanzenteilen befestigt. Daraus entwickeln sich Larven, die bei Froschlurchen als Kaulquappen bezeichnet werden.
Erdkrötenpaar auf dem Weg zum Laichgewässer.
Die meisten Amphibien legen ihre Eier ins Wasser. Die schlüpfenden Larven – bei Fröschen und Kröten "Kaulquappen" genannt – haben äußere Kiemen und durchlaufen eine Verwandlung (=Metamorphose), bei der sie ihren Schwanz zurückbilden, Beine entwickeln und einfach gebaute Lungen ausbilden.
Bei Schwanzlurchen wie Molchen und Salamandern haben die Larven von Anfang an Beine und Kiemen und durchlaufen daher eine weniger auffällige Verwandlung.
Links Froschlaich, der in Ballen abgelegt wird. Rechts Krötenlaich, der immer in Schnüren gelegt und um Pflanzen geschlungen wird.
Die größte, heute noch lebende Amphibienart ist der afrikanische Goliathfrosch. Er kann über 30 Zentimeter lang werden und mehr als 2 Kilogramm schwer! Damit kommt er aber nicht besonders weit beim Weitsprung. Ganz im Gegensatz zu Ochsenfröschen.
Der Weitsprungrekord des Ochsenfrosches „Rosie“ liegt bei 6,55 Meter; der Rekordsprung wurde 1986 bei der jährlich in Kalifornien stattfindenden (inoffiziellen) Weltmeisterschaft
im Froschsprung erzielt (siehe www.frogtown.org).
Kröten lecken verboten? Ja, denn in Kalifornien ist es per Gesetz verboten, an der Coloradokröte zu lecken! Die Coloradokröte ist nämlich bislang die einzig bekannte Krötenart,
die ein Sekret absondert, das das sehr starke Halluzinogen (5-MeO-DMT) enthält. Dessen Wirkung soll ähnlich wie LSD sein. 5-MeO-DMT ruft Halluzinationen und spirituelle Erfahrungen hervor. Das
Interesse an der Colorado-Kröte und ihrem Gift hat in den letzten Jahren zugenommen, insbesondere im Zusammenhang mit der Behandlung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Es gibt
Berichte über Menschen, die das Krötengift rauchen oder sich unter Aufsicht eines Schamanen injizieren ließen, um spirituelle Erfahrungen zu machen. 5-MeO-DMT ist in Deutschland in Anlage 1 des
Betäubungsmittelgesetz als „nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel“ aufgeführt.
Amphibien gibt es schon seit dem Devon-Zeitalter, also seit etwa 370 Millionen Jahren. Sie gehören zu den ältesten Gruppen von Landwirbeltieren und haben sich aus Fischen entwickelt, die sich an das Leben an Land nach und nach angepasst haben. Die ersten Amphibien hatten sowohl Merkmale von Fischen als auch von Landtieren.
Während des Karbon-Zeitalters vor etwa 360 bis 300 Millionen Jahren, erlebten die Amphibien einen großen Boom. Es entstanden viele verschiedene Arten, die sich an verschiedene Lebensräume
anpassten. Diese Zeit wird oft als "Zeitalter der Amphibien" bezeichnet, weil sie die dominierenden Landwirbeltiere waren.
Im Laufe der Zeit wurden Amphibien jedoch von Reptilien und später von Säugetieren und Vögeln in vielen ökologischen Nischen verdrängt. Trotzdem haben sie bis heute überlebt und sich an
verschiedene Lebensräume angepasst.
Amphibien sind sehr wichtig für Ökosysteme auf der ganzen Welt. Sie sind sowohl Räuber als auch Beute und helfen oft dabei, bestimmte Insektenpopulationen zu kontrollieren.
Der Verlust von Lebensräumen, Umweltverschmutzung, invasive Arten, Krankheiten wie die Chytridpilz-Infektion und der Klimawandel haben zu einem Rückgang vieler Amphibienpopulationen auf der
ganzen Welt geführt. Es wird angenommen, dass mittlerweile rund die Hälfte aller Amphibienarten der Welt bedroht sind.
Der Schutz von Amphibien und deren Lebensräumen ist daher von großer Bedeutung für die Erhaltung der Biodiversität und die Gesundheit unserer unmittelbaren Umwelt und Natur.
Links: Kaum waren Goldkröten (Incilius periglenes) in Mittelamerika Mitte der 1960er Jahre entdeckt worden, gilt die Art heute als ausgestorben. Rechts: Um den tausendfachen Tod von Kröten, Fröschen und Molchen zu verhindern, engagieren sich viele NABU-Gruppen und andere Organisationen für Amphibien.