Natur


Grundwasser: Die verborgene Artenvielfalt

Grundwasser ist in Deutschland von unschätzbarem Wert, denn etwa 75 Prozent unseres Trinkwassers stammen aus dieser Quelle. Doch was viele nicht wissen: Unter der Oberfläche verbirgt sich eine faszinierende, eigene Tierwelt – die Stygofauna, eine Gemeinschaft von Lebewesen, die in Höhlen lebt. Dazu gehören Krebse, Milben, Schnecken, Würmer, Amphibien und Fische – allesamt perfekt an die Herausforderungen des Lebens in dunklen, nährstoffarmen Umgebungen angepasst.
 
Unser Wissen über diese faszinierenden Geschöpfe ist jedoch noch sehr begrenzt. Weltweit geht man davon aus, dass es etwa 50.000 bis 100.000 Arten von Stygobionten gibt, doch bekannt sind bisher weniger als 10.000. Auch die Rolle dieser Tiere im Ökosystem Grundwasser, beispielsweise ihr Einfluss auf die Wasserqualität, ist noch weitgehend unerforscht. Aber enige davon, so wie die Flohkrebse, sind für Wasserökosysteme unverzichtbar.

 

Und wie wirken sich landwirtschaftliche, kommunale und sonstige Einträge auf diese verborgene Artenvielfalt aus? Und wann müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden, um unser Trinkwasser zu sichern? Fragen, die noch beantwortet werden müssen, um gesundes Trinkwasser zu gewährleisten.

Saubere Bäche und Flüsse sind unverzichtbar für sauberes Grundwasser. (Foto: Weigand Naumann)
Saubere Bäche und Flüsse sind unverzichtbar für sauberes Grundwasser. (Foto: Weigand Naumann)

Dürre und Starkregen gefährden Grundwasser

Grundwasserführende Gesteinsformationen, sogenannte Aquifere, werden in der Regel durch Niederschläge, die durch den Boden sickern, wieder aufgefüllt. Während ihres Transports durch den Boden bleiben an der Oberfläche aufgenommene Stoffe an Bodenmineralen haften und werden aus dem Wasser entfernt, oder die Substanzen werden von Bodenmikroben verstoffwechselt. Dieser natürliche Filtrationsprozess führt zu hochreinen Grundwasserressourcen. Regen kann jedoch manchmal schnell in tiefere Bodenschichten fließen. Dadurch umgeht das Wasser die Filtrierung, sodass große Mengen gelöster Stoffe von der Oberfläche und den oberen Bodenschichten in das Grundwasser gelangen.

 

Dies gilt insbesondere nach extremen Regenfällen und nach starker Trockenheit. Längere Dürreperioden führen zu großen Rissen im Boden und sie verringern auch die Aufnahme von Regenwasser in den oberen Bodenschichten. Unter solchen Bedingungen fließt das Wasser schneller ins Grundwasser oder läuft alternativ in Flüsse, Seen und Ozeane ab. Der Grundwasserspiegel wird dann nicht ausreichend aufgefüllt. Außerdem wird das Wasser mit unerwünschten und potenziell schädlichen Substanzen von der Oberfläche und den oberen Bodenschichten verunreinigt. Dazu gehören organische Stoffe, Herbizide und Pestizide, mikrobielle Produkte wie Antibiotika sowie andere Fremdstoffe. Dies konnte Forschende des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in einer Langzeitstudie nachweisen.


Innerhalb des achtjährigen Analysezeitraums identifizierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler übereinstimmende langfristige Trends: Zunehmende Mengen an organischen Substanzen, die von der Oberfläche stammen und sich im Grundwasser ansammeln, und zwar vor allem bei sinkendem Grundwasserspiegel. Darüber hinaus konnten sie eine eindeutige Verstärkung der zunehmenden Verschmutzung des Wassers seit der extremen Dürre im Jahr 2018 feststellen.

 

Angesichts des sich weiter verschärfenden Klimawandels fordern Forschende eine verstärkte Aufmerksamkeit für das Grundwassermanagement. Wenn Böden Wasser nicht mehr so gut reinigen können, so erhöht das den Druck, dem unsere Gesellschaft bereits aufgrund sinkender Grundwasserspiegel ausgesetzt ist.

Weitere Infos: https://www.mpg.de/24051456/grundwasser-duerre-starkregen